38. Wahrscheinlich venezianischer "tabula ansata" Einband, erste XVI. Jahrhunderthälfte
PLUTARCHUS, , Vite di Plutarcho, di greco in latino e di latino in volgare tradotte
,
Venedig: Niccolò Zoppino, 1525, 4°
Einbandgrössen: Mm 225 x 167 x 34
Provenienz: Jesuiten aus S. Fedele, Mailand (Anmerkung auf dem Titelblatt)
Schwarzer Maroquinband auf Pappdeckeln, mit Blind- und Goldprägung. Blinde konzentrische Fileten und ein wahrscheinlich erneuerter Goldfilet, schliessen die Deckel gänzlich von einem mauresken Knotensemé und der wechselseitigen Buchstabe "..."(et) ausgefüllt. Auf der Deckelnmitte, eine kleine "tabula ansata" (10x24 mm) mit der Inschrift "P(LUTARCHO) CHE(RONEO)". Erneuerter Rücken, auf drei erhobenen Bünden. Weisse Kapitale. Mit Knoten und Stäbchen gepunzter Goldschnitt.
Die mudejar Einbandbeschmückung in Form von mauresken Knoten, rührt aus Spanien her, wo die nach der Reconquista übriggebliebenen Moren mudejares genannt, Meister in der Lederbearbeitung waren. Sie gaben ihren Namen den Ligaturen, gemäss einem mit starkem islamischen Geschmackstil, in Spanien vom XIII. bis zum Beginn des XVI. Jahrhunderts geblüht, von einem dichten Stäbchen-, Knoten und Schnurennetz kennzeichnet. Die in Spanien benutzten "mudejar" Vorbilder wurden schon ab dem XV. Jahrhundert in Italien eingeführt. Die Ornamentwiederholung ist ein Merkmal dieser Einbandart die ein kleines Motiv in Form einer "tabula ansata"1 in der Deckelmitte mit dem Verfassername ("Plutarcho Cheroneo") anbietet. Die mailändische Trivulziana Bibliothek besitzt ein Erzeungnispaar, ebenfallls mit diesem Ornament2 versehen. Die Semébeschmückung, nicht besonders auf italienischen Koperten des XVI. Jahrhunderts anwesend, fand im folgenden Jahrhundert eine bedeutende Verbreitung, besonders in Frankreich statt. T. de Marinis nach, ist dieser Band von venezianischer Herkunft 3. Im Katalog der Breraausstellung von 19294 zitierter Band.
1 Die "tabula ansata" ein Täfelchen mit zwei Handgriffen, war ein von den Paduanern Humanistes beliebtes Motiv in der Antike, in Form von Sarkophageninschrift. Sie erscheint auf venezianischen Ligaturen nach 1500, und ungefähr in derselben Periode in Neapel und Florenz auf einer kleinen "in-8°" Gruppe von lateinischen Klassikern, im zweiten Jahrzehnt des XVI. Jahrhunderts gebunden. Die Beschmückungsmorphologie, häufig von einem doppeltem Filet umschlossen, mit Ausnahme der Grösse vom Buchformat abhängig zeigt wenige Änderungen. Vertikal auf den Büchern kleines Formaten und horizontal auf den Grossen, innnerhalb der "tabula ansata" erscheinen der Werktitel, der Verfassername oder beide in römischen, epigraphischen Grossmajuskeln. Diese einfache Verzierung von klassischer Inspiration, kommt in der Mehrzahl, auf italienischen Einbänden der ersten Jahrzehnte des XVI. Jahrhunderts vor: sie ist jedoch schon seit Ende des vorhergehenden Jahrhunderts bekannt und wurde bis zur Mitte dieses Zeitalters gebraucht; in den Zeichnungen der Titelseiten oder in Form von Titel- und Verfasserrahmen auf den Deckeln, erscheint sie auch. Die "tabula ansata" besitzt auch eine symbolische Bedeutung: auf Ligaturen die vorwiegend lateinische Schriftsteller oder an ihnen inspiriert, enthalten: sie lädt den Leser in eine klassische Stimmung, eigen dieser Verfasser, ein. Diese Bibliothek bewahrt einen mit diesem Motiv versehenen französichen Einband (Horae Beatae Mariae Virginis, XVI. Jahrhundert Pergamenthandschrift, Gerli Ms. 46).
2 Iacopo Sannazzaro, Arcadia del Sannazaro tutta fornita et tratta emendatissima dal suo originale et nuouamente in Napoli restampata, Napoli, Pietro Summonte, per Sigismondo Mayr, 1504, Triv. G. 1981; Claudius Claudianus, In Ruffinum lib. II. De bello Gildonico lib. I. Epithalamium in nuptiis Honorij ... Mariae, Florenz, Erbe von Filippo Giunta, 1519, Triv. L 3656.)
3 T. DE MARINIS, La legatura artistica..., zit., Band II, S. 126, N. 2282, Tafel CCCXCII.
4 BIBLIOTECA NAZIONALE BRAIDENSE, Catalogo..., zit., S. 42, N. 129, Tafel 29.